Yard Management: Vom Hofnarren zum Hofmanager

Yard Management Systeme helfen dabei, die Prozesse außerhalb des Lagers zu digitalisieren und damit effizienter zu gestalten. Doch welche Lösungen, die gerade auf dem Markt existieren, bringen es wirklich?


Effiziente Logistik lebt von Steuerungssystemen, die eine lückenlose Planung und perfekt aufeinander abgestimmte Prozesse ermöglichen. Gerade im Yard Management, zu Deutsch Hoflogistik, kommt dabei einiges zusammen: An- und Abfahrtszeiten, Warenein- und -ausgang, Stellplatz-Zuweisung für LKWs, die Ansteuerung der richtigen Tore … Die Anzahl der Aspekte, die im Blick behalten werden müssen, ist vielfältig und gerade deswegen boomt hier der Markt an digitalen Lösungen. Weltweit gewinnt das Thema für immer mehr Unternehmen an Bedeutung – daher ist es nicht verwunderlich, dass sich auch Startups zunehmend mit diesem Thema beschäftigen. Alle mit dem Versprechen, die Werkslogistik-Prozesse, die sich zwischen dem Warehouse und dem Transportmanagement abspielen, zu optimieren und die Effizienz im zweistelligen Prozentbereich zu steigern. Wenige nehmen dabei aber eine ganzheitliche, globale Sicht ein, sondern haben regionale, branchenspezifische und standortspezifische Unterschiede.

Doch welche dieser Zusagen können aktuelle Yard Management Systeme wirklich halten? Welche Lösungen haben das Potenzial, die Zukunft der Logistik nachhaltig zu beeinflussen?

Aktuell sehe ich fünf Strömungen, die ich am Markt erkenne – von traditionellen Ansätzen bis hin zu hochautomatisiert und -spezialisiert. Hier meine Einschätzung:

1. Dock Scheduling und Digitale Registrierung

Mit einer webbasierten Tor- und Zeitfenstersteuerung durch Dock-Scheduling-Lösungen lässt sich der Zeitpunkt der Ent- und Beladung besser planen. Wartezeiten werden durch diese Art des Zeitfenstermanagements extrem reduziert, was einerseits die Umschlagskapazität des Lagers erhöht und andererseits die Zusammenarbeit zwischen Frachtführern und Produktions- bzw. Vertriebsunternehmen deutlich vereinfacht. Die Möglichkeit der digitalen Registrierung entlastet dabei zusätzlich, gerade kleinere Standorte ohne großes System im Hintergrund. Diese oft sehr simplen Lösungen haben jedoch zwei Schwachstellen: Erstens unterstützen sie häufig nicht die Prozesse und Workflows auf dem Hofgelände, da der Fokus auf der Torsteuerung liegt, zweitens sind die Zeitfenster reine Absichtserklärungen, da die Pünktlichkeit der Speditionen durch Staus und Verzögerungen nicht immer gewährleistet werden kann.

2. Yard Management aus der Cloud

In diesem Bereich gibt es zur Zeit zahlreiche neue Anbieter für ein umfassendes LKW-Yard-Management, diese sind in der Regel jedoch stark standardisiert und nicht so leicht individuell anpassbar. Rangierprozesse werden oft nur begrenzt unterstützt und gerade produzierende Unternehmen werden die Funktionen als etwas limitierend empfinden. Schwachstellen sehe ich bei vielen Anbietern in der vielschichtigen Integration und mangelndem E2E-Prozess-Know-how! Dennoch ein Schritt in die richtige Richtung, da die Cloud einen schnellen Einstieg in die Digitalisierung bietet, ohne vorher viel Infrastruktur aufbauen zu müssen.

3. Yard Automation durch Technologie

Lösungen reichen bis dato von Teleoperation (fahrerlose Logistik) über KI- und OCR-gestützte Systeme bis hin zu Hardware-Peripherie, die Yard-Ressourcen mittels Kameras oder Sensorik steuern. Definitiv ein Modell der Zukunft mit enormem Wachstumspotenzial durch das hohe Maß an Konnektivität, Überwachung und digitaler Intelligenz. Vieles befindet sich hier jedoch im PoC-Status und wird folglich noch erforscht und erprobt.

4. Yard Management als Teil einer Software Suite

Ein häufiges Modell ist auch die Einbindung von Yard Management in eine bestehende Softwarelösung, wie beispielsweise in SAP. Dies bietet deutliche Vorteile im Gegensatz zu einem isolierten Einsatz, zum Beispiel eine zentrale Datenverarbeitung, höhere Vernetzung und Automatisierung. Allerdings erfordert dies meist eine Lizenzierung und lässt sich in der Regel nur umständlich implementieren.

5. Yard Management Systeme für Spezialprozesse

Wie so oft existieren auch in der Hoflogistik branchenspezifische Lösungen für Hinterland-Terminals, Bahnlogistik, Fertigfahrzeug-Logistik, Hafenlogistik und mehr. Pluspunkte gibt es hier in jedem Fall für die Berücksichtigung spezieller Herausforderungen je nach Industrie, welche auch anpassbare Lösungen nur nach initialem Mehraufwand leisten können. Das Integrationspotenzial unterscheidet sich jedoch von System zu System.

Mein Fazit

Yard Management sollte im Jahr 2024 nicht mehr isoliert betrachtet werden, sondern als integraler Bestandteil einer ganzheitlichen Supply Chain sowie einer umfassenden Logistik-IT-Strategie. Daneben ist die Einbindung in Bestandsverwaltung, Lagerverwaltung und Transportmanagement entscheidend – sind alle miteinander vernetzt, können sie perfekt aufeinander abgestimmt werden, was zu enormen Synergieeffekten führt. Technologien wie KI und IoT werden im Dock and Yard Management für Veränderungen sorgen: Sie werden Prozesse automatisieren und somit den Menschen in seiner Arbeit optimal unterstützen – denn der wird auch in der fernen Zukunft weiterhin gebraucht. Welches Thema im Yard Management treibt Sie gerade um? Stehen Sie vor einer aktuellen Herausforderung und brauchen Rat? Sprechen Sie mich einfach direkt dazu an, ich berate Sie gerne.